Zusammen für ein lebendiges Wettingen!
- Roland Kuster

Warum engagieren Sie sich auf regionaler Ebene, gibt es in Wettingen nicht genügend zu tun?

Es ist erwünscht, dass der Gemeindeammann im Grossrat Einsitz nimmt. Denn viele Aufgaben eines Gemeinwesens lassen sich nicht mehr allein lösen. Gerade wenn es darum geht, sich für die Kostenübernahme durch den Kanton stark zu machen und die Gemeinde zu entlasten. Er gibt dadurch der Gemeinde Wettingen auf kantonaler Ebene ein Gewicht. Ich bin überzeugt, dass wer nicht handelt, wird behandelt!

Welche Schwerpunkte möchten Sie in der kommenden Legislatur setzen?

Da gilt es in erster Linie die Anpassung der Bau- und Nutzungsordnung im Spannungsfeld Gartenstadt und Siedlungsentwicklung abzuschliessen, ein besonderes Augenmerk gilt dem mittel- und langfristigen Finanzhaushalt unter Berücksichtigung der finanziellen Leistungsfähigkeit unserer Gemeinde.

Ist der Schuldenabbau ohne Steuerfusserhöhung möglich?

Leider nein! Es hat sich bei der Diskussion zum Budget 2021 im Einwohnerrat gezeigt, dass keine Einsparungen mehr möglich sind, ohne dass dabei bedeutende Wettinger Institutionen wie Bibliothek, Gluri-Suter Huus, Sport- und Bildungsangebote usw. gefährdet sind.

Die geplanten Bautätigkeiten erfordern weitere Infrastruktur-Anpassungen. Wo und wie könnte weiterer Schulraum entstehen?

Die Schulraumplanung zeigt auf, dass je nach Betrachtungshorizont an den heutigen Schulstandorten zusätzlicher Schulraum benötigt wird. Im Fokus stehen dabei die Schulanlage Altenburg im Siedlungszentrum sowie das Margeläcker mit der angrenzenden Zirkuswiese im Osten der Gemeinde.

Verschiedene Städte und Gemeinden haben sich bereits für ein Verwaltungsmodell entschieden. Dabei kommt dem Gemeinderat nur noch die strategische Führung zu. Macht man sich in Wettingen Gedanken in dieser Richtung?

Das Amt des Gemeindeammans lässt sich nicht vergleichen mit dem CEO einer Firma. Es stehen die Leute im Vordergrund, nicht das Produkt!

Man hört oft den Vorwurf, einer teuren Verwaltung. Besteht Handlungsbedarf oder kann dieser Vorwurf widerlegt werden?

Im Vergleich mit ähnlich grossen Gemeinden wird uns im Städtevergleich der BDO immer wieder attestiert, dass wir eine sehr schlanke Verwaltung haben. Konkret kosten unsere Leistungen die Steuerzahlenden rund 25% weniger als andere vergleichbare Verwaltungen. Dies ist nur dank gut ausgebildeten, anständig entlöhnten und motivierten Mitarbeitenden möglich.

Soll die Gemeinde mehr sparen oder investieren?

Eine Gemeinde soll und muss auch Leistungen erbringen, die nicht zum Grundauftrag gehören. Eine Gemeinde, die lediglich die vorgeschriebenen Grundleistungen anbietet, ist nicht attraktiv resp. schiebt alles auf die Nachbargemeinden ab. Die nicht beeinflussbaren Kosten für Bildung, Gesundheit und Sozialkosten werden bei der Betrachtung der Finanzlage immer wieder ausgeklammert. Diese Kosten sind nicht oder nur marginal beeinflussbar.

Die Aufgaben an die Gemeinden haben sich stark verändert. Sind die Anforderungen an die Politiker (Innen) gestiegen und wie wird der Umgangston wahrgenommen?

Ein Gemeindeammann-Job ist ein 24-Stunden-Job und kann nicht von «8 to 5» ausgeführt werden. Viele weiche Faktoren spielen dabei eine Rolle. Ohne vertiefte Kenntnisse der politischen Abläufe bringt man eine Gemeinde bestimmt nicht weiter. Ein Kahlschlag in der Verwaltung, um damit die Finanzen zu sanieren, mag in einer Firma vielleicht erfolgreich sein, nicht aber in der Gemeinde! Betreffend Zusammenarbeit ist mir wichtig zu erwähnen, dass der Wettinger Gemeinderat mit mir als Ammann das Kollegialitätsprinzip als absolute Basis für eine gute Zusammenarbeit sieht. Wir tragen Differenzen nicht in der Öffentlichkeit aus.